Virtuelle Wechselausstellung
Thyra Holst – Wenn Landschaft tanzt
Thyra Holst
Ihre frühe Leidenschaft für den Tanz führte Thyra Holst nach dem Abitur zu ihrer Berufsausbildung als Tanzpädagogin. Diese darstellende Kunst unterrichtete sie 10 Jahre mit großem Engagament und förderte die Freude an Bewegung und Musik, das Körperbewußtsein und die Ausdrucksmöglichkeiten ihrer Schülerinnen. Beruflich wandte sie sich der Museumstätigkeit zu und profitierte von der erworbenen Unterrichtserfahrung im Bereich des Tanzes. So führte sie Projekte mit Besuchergruppen durch, u.a. zum Thema „Wolle filzen“. Diese überlieferte Handwerkstechnik bildete die handwerkliche Grundlage als sie sich künstlerisch der Bildenden Kunst öffnete. Seit 2010 zeigt sie ihre textilen Werke regelmäßig in kuratierten Ausstellungen im In- und Ausland.
Ich besuche bewusst sehr selten Workshops. Ich bin davon überzeugt, dass mein Stil, wenn ich ihn alleine weiterentwickele, authentischer und präziser wird.“ (TH)
Ihr textiles Interesse brachte sie auf die Äußeren Hebriden, auf denen der Harris-Tweed seine Wurzeln hat und sie entdeckte ihre große Liebe zu der schottischen Inselgruppe. Sie entwickelte eine Erscheinungsform für abstarkte Landschaftscollagen. Es ist ihr wichtig, der Kraft, Harmonie und Ruhe Ausdruck zu verleihen, die sie dort empfindet.
Inspiration
Interpretation
Wie die Landschaft, so bestehen auch ihre Arbeiten aus mehreren übereinander geschichteten und miteinander verflochten Ebenen. Die Formen entnimmt Thyra Holst der Landschaft und in die Farbe arbeitet sie Pflanzenteile und Wolle ein, um Strukturen und Farbspiele zu erzeugen.
Detail Verwendung Kräuter
Detail Verflechtung von Ebenen
„Bei der Umsetzung fast jeder Collage rührt mich dieselbe Erfahrung. Ich stimme die einzelnen Elemente farblich so gut ich kann aufeinander ab. Wenn ich sie zum ersten Mal aufeinander lege wird aber oft deutlich, dass sie doch noch keine Harmonie bilden. Dann reicht ein ganz kleiner Trick, der mich jedes Mal tief berührt: Wenn jede Form ein kleines bisschen von der Farbe der anderen Form annimmt, behält jede ihre Identität und gleichzeitig finden sie zu einer gemeinsame Harmonie. Was für eine starke Metapher für ein gutes Miteinander!“ (TH)
Detail Farbabstimmung
Zur Präsentation der Arbeiten hängen die Collagen auf gewölbten Papierbögen, die sie wie eine Schale aufnehmen. So wird das Gefühl deutlich,
„ … dass diese Landschaft mich aufnimmt, dass sie mich umgibt und mich in ihren Armen wiegt.“ (TH)
Ihre große Bewunderung für Hans Arp kann Thyra Holst nicht verhehlen, besonders seine klare Linienführung. Und einige Betrachter assoziieren auch das Spätwerk von Henry Matisse.
Thyra Holsts Arbeit entwickelte sich einen großen Schritt weiter, als sie den Maler und Philosoph Saïd Bouftass kennen lernte. Sein Hinweis auf die Wichtigkeit des Körpers der Malerin oder des Malers als Medium, bewegte sie als Tänzerin zutiefst und sie überdachte ihre Entwurfspraxis und seitdem gleicht der Entwurfs-Moment einem Tanz.
„Außerdem berührt mich Saïds Mission für mehr Menschlichkeit und gegen die Entfremdung, die unser soziales Leben durch digitale Kommunikation und mangelnde Reflektion gefährdet. Durch diesen Denkanstoß modifiziere ich die Auffassung von Friedensreich Hundertwasser, der sagt, unsere tatsächliche Haut sei unsere erste Haut, unsere Kleidung sei unsere zweite Haut und unser Wohnung sei unsere dritte Haut. Ich empfinde die hebridische Landschaft als meine dritte Haut, die mich in sich aufnimmt, die mich umgibt und so sehr zu mir gehört, dass sie meinen Atem verlangsamt. Durch die Auseinandersetzung mit Phänomorphologie zieht allmählich eine neue Topografie in meine Arbeiten ein und es entwickeln sich neue Aspekte.“
So ergibt sich eine Erfahrung aus der anderen und was die Zukunft bringt ist völlig offen.
In der Kunst ist alles möglich.
Textilkunst
Erinnerung
Super-8-Film, Papier
100 x 190 (BxH)
2017
Erinnerung Detail
Super-8-Film, Papier
100 x 190 (BxH)
2017
Jupp (2 Ansichten)
Porenbeton, Wollfasern
Jeweils 24 x 55 x 24 (B xHxT)
2015
Brücken verbinden – Brailleschrift
Wollfasern, Holz
120 x 80 (B xH)
2014
Foto: Michael Schopps
Brücken verbinden – Morsecode
Wollfasern, Holz
120 x 80 (B xH)
2014
Foto: Michael Schopps
Und nun: Das Wetter
Wollfasern, Draht
50 x 115 x 70 cm (B xHxT)
2013
Foto: Michael Schopps
Pileus – Moment der Freiheit
Wollfasern, Seidenkokons, Gras, Gips, Acryl
23 x 50 x 23 cm (BxHxT)
2015